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labor  
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beteiligte Institutionen

Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen
19.09. — 15.11.2009

Kunsthaus Dresden Städtische Galerie für Gegenwartskunst
29.11.2009 — 14.02.2010

Edith-Ruß-Haus für Medienkunst
Oldenburg

27.02. — 25.04.2010

  40jahrevideokunst.de Teil1

RECORD > AGAIN! – 40jahrevideokunst.de – Teil 2 erforscht wie schon das Vorgängerprojekt »40jahrevideokunst.de – Teil 1« die Geschichte der deutschen Videokunst von ihren Anfängen in den 1960er- und 1970er-Jahren bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. Beide Projekte wurden von der Kulturstiftung des Bundes gefördert. Videogeschichte erforschen bedeutet heute vor allem zunächst einmal, das audiovisuelle Material der vergangenen Jahrzehnte wieder sichtbar zu machen. Vieles lagert vergessen in Museumsdepots und Künstlerateliers, ohne dass es aus technischen Gründen überhaupt noch angeschaut werden kann. Die Abspielgeräte für die auf Spulen im Ein-Zoll-, Halb-Zoll- oder gar Viertel-Zoll-Format, auf seltsamen quadratischen oder auch fünfeckigen Kassetten gespeicherten Inhalte sind verschwunden oder defekt. Die Bänder selbst sind zudem kaum mehr lauffähig, da sie begonnen haben, sich allmählich aufzulösen und zu verkleben. Um diesen Verfall zu stoppen, wurde 2004 am ZKM das Labor für antiquierte Videosysteme eingerichtet. Inzwischen verfügt es über einen großen funktionierenden historischen Gerätepark, gepaart mit moderner digitaler Technik, der es ermöglicht, über 50 obsolete Videoformate der 1960er- bis 1980er- Jahre wieder sichtbar zu machen, hochwertig zu digitalisieren und damit für die Nachwelt zu erhalten.

Entdeckungen, Rettungen und Rekonstruktionen Das Projekt »RECORD > AGAIN!« stellt nun in einer Ausstellung, einem umfangreichen Katalog und einer DVD-Studienedition mehr als 50 Videoarbeiten aus den letzten 40 Jahren vor, die exemplarisch die Vielfalt der deutschen Videoszene und ihre Entwicklung widerspiegeln. Zuerst verwendeten bildende KünstlerInnen das neue Medium Video, um ihre Arbeiten zu dokumentieren oder Aspekte ihres Werkes weiter zu entfalten, z.B. Ulrich Rückriem, Klaus Rinke, Franz Erhard Walther, Reiner Ruthenbeck oder Claus Böhmler. Darunter sind u.a. der berühmte Boxkampf, den Joseph Beuys 1972 auf der »documenta 5« veranstaltete, die Rekonstruktion der auf sechs Monitoren gezeigten Arbeit »Schafe« von Wolf Kahlen, die 1976 zum letzten Mal zu sehen war. Die berühmte Arbeit »Objekt zur teilweisen Verdeckung einer Videoszene« von Reiner Ruthenbeck aus dem Jahre 1974 wird in einer dreimal längeren Version als bisher bekannt gezeigt, das nur noch rudimentär erhaltene Band »Wir malen mit dem Rot des Kohls« von Claus Böhmler, ebenfalls von 1974, wurde aufwändig aus mehreren Fragmenten, die aus unterschiedlichen Sammlungen stammten, wieder komplett hergestellt. Zudem werden Arbeiten aus der Fernsehgalerie Gerry Schum mit Klaus Rinke und Ulrich Rückriem präsentiert sowie eine Dokumentation über Anna Oppermann von 1977 und eine frühe Zwei-Kanal- Arbeit von Ursula Wevers.

Von Künstlervideos zu Videokünstlern Aus den Künstlervideos entwickelten sich Videokünstler wie Ulrike Rosenbach und Klaus vom Bruch, von denen wir eine fast unbekannte Performance-Arbeit von 1977 zeigen. Eine Entdeckung bilden zwei Bänder des 1976 gestorbenen Wolfgang Stoerchle, der Anfang der 1970er-Jahre in der kalifornischen Videoszene eine wichtige Rolle spielte und dessen Werk später vollständig in Vergessenheit geriet. Von Holger Czukay wird erstmals die vollständige Version seines »Jahresrückblicks 1982« zusammen mit einer frühen Version von »Cool in the Pool«, frühe Musikvideos, genauso wie bisher unveröffentlichtes Videomaterial des »Festivals Genialer Dilletanten« von 1981 im Berliner Tempodrom sowie eine zeitgenössische Arbeit von »Chicks on Speed« gezeigt.

Video-Aktionen und -Werkstätten In den 1970er-Jahren begannen auch utopische soziale Projekte das Medium Video für Aufklärung, Dokumentation und Propaganda zu entdecken. Viele unabhängige Gruppen entstanden von Freiburg bis Hamburg, die Video als politisches und soziales Medium einsetzten. Daraus entstanden Visionen eines alternativen Fernsehens und eines eigenen Kunstkanals. Die frühe deutsche closed-circuit- Arbeit »Der Magische Spiegel«, die Herbert Schuhmacher 1970 mit der Gruppe Telewissen realisierte, wird als Dokumentation, ergänzt um ein Remake 38 Jahre später, gezeigt. Die Aktivitäten der Freiburger Medienwerkstatt und die Beiträge der alternativen Fernsehproduktionen von »Kunstkanal«, »UTV – Unser Fernsehsender« und dem »Videoart Magazin VAMP«. Eine Installation mit einem 1985 entstandenen Gretchen- Dutschke-Interview von Michaela Buescher und Gerd Conradt wird um aktuelles Material ergänzt. Eine kunsthistorische Sensation ist ein Schmalfilmdokument, das jene Halb-Zoll- Videoanlage zeigt, mit der 1981 in der DDR eine Kunst-Performance von Michael Morgner aufgezeichnet wurde. Die Videobänder selbst bleiben allerdings verschollen. Zu sehen sind auch die Video-Aktion »Achtung Kamera«, die Wolf Kahlen 1980 in Ost Berlin zusammen mit u.a. A.R. Penck veranstaltete, die Rekonstruktion eines Video-Objektes von Jörg Herold von 1988 und das Band »Herakles«, das Lutz Dammbeck 1984 ebenfalls in der DDR produzierte. Das neue Genre »Video-Essay« wurde erst durch die einfachen Produktionsbedingungen der Videotechnik möglich, wie »Viva kleiner Mann – über Wilhelm Reich« von Digne Meller Marcovicz und »Nico-Icon« von Susanne Ofteringer zeigen. Die Ausstellung präsentiert das Material überwiegend auf zeitgenössischen Geräten.

Künstlerische Leitung: Peter Weibel
Projektleitung: Christoph Blase

 
filme
schult HA Schult
Medienhaus Ruhrtour, 1978
Video, 09:48 min.
schroeder



Walter Schröder-Limmer
Debatte, 1977-78
Video, 11:53 min.
kalhlen Wolf Kahlen
Achtung Aufnahme, 1980/2001
Video, 22:52 min.
flatz Flatz
Toni, 1981
Video, 00:11 min., Loop
boehmler Claus Böhmler
Wir malen mit dem Rot des Kohls, 1974
Video, 14:04 min.
beuys Joseph Beuys
Boxkampf documenta 5, 1972
Video, 9:32 min.